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C Rep. 404 (6.3)

VEB Werk für Fernsehelektronik (WF)

Bereits um die Jahrhundertwende hatten sich zahlreiche Unternehmen der Berliner Industrie an der Oberspree, im Bereich Oberschöneweide, angesiedelt. Unter ihnen fanden sich namhafte Großbetriebe der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG) wie die Nationale Automobil Gesellschaft (NAG), die hier Fahrzeuge fertigte. Als sie ihre Produktion Mitte der 1930er Jahre eingestellt hatte, übernahm seit 1938 die AEG-Röhrenfabrik Oberspree (RFO) ihren Standort und stellte hier Elektronenröhren für den Rundfunk sowie kriegswichtige Radarröhren für die Gesellschaft für elektroakustische und mechanische Apparate mbH (GEMA) her.
Mit der Besatzung Berlins durch die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg ging die im Ostteil der Stadt gelegene Firma an die Sowjetunion über. Um eine Abwanderung von Ingenieuren und sonstigen Spezialisten zu verhindern, gründete sie dort noch 1945 das "Labor-Konstruktions-Versuchswerk Oberspree" (LKVO), dessen Belegschaft mehr als 2.000 Mitarbeiter umfasste. Sie produzierte neben Glühbirnen und Messgeräten vor allem optoelektronische Röhren zur Bildaufnahme und -wiedergabe.
1946 wurde das LKVO in eine Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) umgewandelt, die zunächst die Bezeichnung "Oberspreewerk" (OSW) und seit 1952 den Namen "Hauptwerk für Fernmeldewesen - HF" trug. Als solche wurde die Gesellschaft 1952 an die DDR zurückgegeben, die sie in den volkseigenen Betrieb "Werk für Fernmeldewesen" (HF) überführte. Dieser unterstand zeitweise dem Ministerium für Elektrotechnik und Elektronik der DDR und zuletzt dem Ministerium für Post- und Fernmeldewesen der DDR, Hauptverwaltung Funkwesen.
Zu Beginn des Jahres 1960 erfolgte eine abermalige Umbenennung des Betriebes. Unter Berücksichtigung seines Produktionsschwerpunkts, den Röhren für den Fernsehfunk, nannte er sich nunmehr "VEB Werk für Fernsehelektronik" (WF). Seitdem war er dem Ministerium für Allgemeinen Maschinenbau der DDR unterstellt, bis das Werk zum 1. Januar 1978 dem VEB Kombinat Mikroelektronik Erfurt zugeordnet wurde.
Im Jahre 1990 schied der Berliner VEB, bei dem zu diesem Zeitpunkt rund 9.000 Mitarbeiter beschäftigt waren, aus dem Kombinat aus. Er wandelte sich in die "Werk für Fernsehelektronik GmbH" um. Seit 1992 produziert das koreanische Elektronikunternehmen Samsung auf dem Gelände des WF.
Die Unterlagen gelangten 1986 vom VEB Werk für Fernsehelektronik ins Stadtarchiv Berlin und 1993 von der WF GmbH i. L. ins Landesarchiv Berlin.

Enthält:
Leitung der SAG (Berichte, Buchhaltung, Sozialmaßnahmen, Personal, Produktion, Übernahmen, Demontagen).- Direktor (Protokolle, Zusammenarbeit mit der VVB, Produktionsprofil).- Betriebsgeschichte.- Organisation.- Personal und Kader (Verbesserung von Arbeits- und Lebensbedingungen).- Parteien und Massenorganisationen.- Internationale Zusammenarbeit.- Planung.- Technik.- Forschung und Entwicklung.- Produktion (Röhren, Halbleiter).- Absatz (Messen).- Sozialistischer Wettbewerb.- Betriebskollektivverträge.- Betriebsgewerkschaftsleitung.- Karten.

Umfang:
986 [AE] 19.20 [lfm] sonstige Angaben: 6 Karten ; unerschlossen: 53.55 [lfm]

Laufzeit:
1945 -

Benutzung:
Findkartei
Benutzungsbeschränkung

Verweise:
-> LAB A Rep. 250-03-10 GEMA Gesellschaft für elektroakustische und mechanische Apparate mbH
-> LAB C Rep. 747 Deutsche Investitionsbank, Filiale Berlin
-> LAB C Rep. 904-024 Grundorganisation der SED - VEB Werk für Fernsehelektronik (WF)
-> BA DG 7 Ministerium für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen-und Fahrzeugbau der DDR
-> BA DG 10 Ministerium für Elektrotechnik und Elektronik der DDR
-> BA DM 3 Ministerium für Post- und Fernmeldewesen der DDR

Literatur:
-> WF-Sender. Betriebszeitung der Werktätigen im VEB Werk für Fernsehelektronik, Berlin 1949-1990.
-> Pollei, Harry: Kombinat Mikroelektronik Erfurt. Jäher Aufstieg und Fall ins Bodenlose. In: Kombinate. Was aus ihnen geworden ist, hrsg. von der Wochenzeitung Die Wirtschaft, Berlin, München 1993, S. 317-330.