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C Rep. 110 (2.1)

Magistrat von Berlin, Bezirksbauamt

Im November 1958 wurden Bereiche der "Abteilung Aufbau" mit der Institution "Chefarchitekt" zur neuen Magistratsabteilung "Stadtbauamt" zusammengelegt. Zum Stadtrat und Direktor des Stadtbauamtes wurde Erhardt Gißke berufen, der diese Aufgabe bis zum November 1963 innehatte.
Das Stadtbauamt war für die einheitliche Lenkung und Leitung des Bauwesens in Berlin zuständig. Es wurde vom Stadtbaudirektor geleitet, der Mitglied des Magistrats, Mitglied des Wirtschaftsrates, Mitglied des Beirats für Bauwesen beim Ministerium für Bauwesen und Vorsitzender des Technisch-Ökonomischen Rates beim Stadtbauamt war. Dem Stadtbauamt oblag die Planung des Bauwesens; die Steigerung der Arbeitsproduktivität in den örtlichen volkseigenen Bau- und Baustoffbetrieben, in den Handwerker-Produktionsgenossenschaften und den halbstaatlichen Betrieben; die Einführung der neuesten Technik, die schnelle Erhöhung der Kapazitäten und die Erzielung des größten ökonomischen Nutzeffektes; die Durchführung komplexer Bauvorhaben und die Verringerung der Sortimente in den Betonwerken; die Entwicklung des volkseigenen Sektors in der Bau- und Baustoffindustrie und in der Projektierung; die Bildung von Produktionsgenossenschaften des Bauhandwerks und von Baubetrieben mit staatlicher Beteiligung; der Wiederaufbau des Stadtzentrums und die fachliche Qualifikation der Bauschaffenden.
Dem Stadtbaudirektor unterstanden die Bereiche Städtebau (mit den Hauptreferaten "Räumliche Planung", "Fachliche Planung", "Stadttechnik und Verkehr"), die Staatliche Bauaufsicht (mit den Hauptreferaten "Baurecht und Bauüberwachung" und "Baustatik und Baukonstruktion"), Tiefbau (mit den Hauptreferaten "Operative Stadttechnik", "Straßenwesen", "Brücken-, Ufer- und Hafenanlagen") und Bauwirtschaft (mit den Hauptreferaten "Volkseigene Wirtschaft" und "Produktionslenkung"). Nachgeordnete Einrichtungen waren die VVB Bau und Baustoffe und die volkseigenen Bau- und Baustoffbetriebe. Über die acht Stadtbezirksbauämter führte der Stadtbaudirektor die Fachaufsicht.
Dem Stellvertreter des Stadtbaudirektors, der gleichzeitig Leiter des Bereichs "Hochbau und operativer Städtebau" war, unterstanden die Hauptreferate "Wohnungsbau", "Stadtplanung", "Aufbaugesetzgebung" und "Wohnsiedlung, Entwurf" und als nachgeordnete Einrichtungen der VEB Hochbauprojektierung und die Stadtbauleitung.
Mit Wirkung vom 1. Juni 1962 wurde das bisher dem Stadtbauamt angegliederte Referat Denkmalpflege der Abteilung Kultur unterstellt.
Am 11. November 1963 berief der Magistrat Heinz Prässler zum "Stadtrat für Bauwesen und Investitionen". Zur Durchsetzung einer einheitlichen Leitung des Berliner Bauwesens wurden unter seiner Leitung zum 1. Januar 1964 die selbstständigen Fachabteilungen "Chefarchitekt", "Hauptplanträger" und "Stadtbauamt" gebildet. Im Februar 1966 wurde Günter Peters als Stadtrat und Bezirksbaudirektor ernannt.
Am 17. Juni 1966 beschloss der Magistrat eine neue Ordnung über die Verantwortungsbereiche der Mitglieder des Magistrats, wonach das Bezirksbauamt Berlin ein gemeinsames Fachorgan des Ministeriums für Bauwesen der DDR und des Magistrats von Berlin wurde.
Herbert Stoll übernahm vom 6. Juli 1973 bis zum 18. September 1975 die Tätigkeit des Bezirksbaudirektors. Mit seiner Ablösung beschloss der Magistrat Ende 1975 eine neue Struktur des Bezirksbauamtes: Dem Behördenleiter waren neben seinem Büro mit u. a. der Rechts- und Eingabenstelle der Hauptbuchhalter, die Staatliche Bauaufsicht, die Abteilung Kader und Bildung sowie die Hauptsicherheitsinspektion unterstellt. Seinem 1. Stellvertreter war die Informationsstelle zugeordnet. Weiteren sieben Stellvertretern oblagen die Arbeitsschwerpunkte: Chefarchitekt/Bereich Städtebau und Architektur (mit der Abteilung Städtebau und Architektur, dem Büro für Städtebau und dem Büro für Tiefbauplanung und -koordinierung); Bereich Hauptplanträger (mit der Abteilung Investitionsvorbereitung, der Gutachterstelle, der Grundstücksbewertungsstelle, dem Hauptauftraggeber - HAG und der Aufbauleitung 9. Stadtbezirk); Bereich Planung und Ökonomie; Bereich Wissenschaft und Technik (mit der Abteilung Grundfonds und Investitionen und dem Büro für Neuererwesen); Bereich Bauindustrie (mit den Abteilungen Komplexer Wohnungsbau, Industrie- und Gesellschaftsbau, Tief- und Verkehrsbau, Investitionskooperation); Bereich Materiell-Technische Versorgung und Baumaterialienindustrie (mit dem Hauptenergetiker und dem Transportbeauftragten) sowie Bereich Baureparaturen.
Von 1976 bis 1981 war wieder Günter Peters als Bezirksbaudirektor tätig. Ab 1979 waren zwei 1. Stellvertreter des Bezirksbaudirektors tätig. Der "1. Stellvertreter für Vorbereitung" vertrat den Bezirksbaudirektor in allen Fragen der Leitung des Berliner Bauwesens, im Magistrat von Berlin und im Ministerium für Bauwesen. Er leitete den Bereich Wissenschaft und Technik, koordinierte die langfristige Planung, die städtebauliche Vorbereitung, die Erzeugnis- und Kapazitätsentwicklung sowie die Wirtschaftsorganisation. Der "1. Stellvertreter für Durchführung" leitete den Bereich Produktionsdurchführung und koordinierte und kontrollierte die operative Planung, die Produktionslenkung sowie den sozialistischen Wettbewerb. Zugleich entstand ein neuer "Bereich Berlin-Einsatz und FDJ-Initiative".
Von 1981 bis 1985 war Joachim Böttger als Bezirksbaudirektor verantwortlich. Ihm oblag u. a. die Anleitung der nachgeordneten Betriebe und Einrichtungen (VEB BMK Ingenieurhochbau Berlin, VEB Wohnungsbaukombinat Berlin, VEB Kombinat Tiefbau Berlin, VEB Baukombinat Modernisierung Berlin, VEB Ausbau Berlin, VEB Stuck und Naturstein Berlin, VEB Kombinat Baumechanisierung Berlin, VEB Inneneinrichtungskombinat Intercor Berlin, VEB Zentrum Organisation und Datenverarbeitung). Ebenso war er verantwortlich für die Zusammenarbeit mit der Bauakademie der DDR, dem Bund der Architekten der DDR - Bezirksgruppe Berlin und der Ständigen Kommission Bauwesen und Investitionen der Stadtverordnetenversammlung.
Mit Wirkung vom 11. April 1985 wurde Joachim Böttger abgelöst und Günter Schelle zum Bezirksbaudirektor berufen. Ihm folgten ab Juni 1986 Hans Lederer und ab Dezember 1987 Manfred Kurtzer, der das Amt bis 1990 innehatte.
Nach den Wahlen im Mai 1990 wurde Eckehard Kraft zum Stadtrat des neuen Magistratsbereichs für Bau- und Wohnungswesen gewählt. Mit der Wiedervereinigung Berlins gingen die Aufgaben auf die Senatsverwaltung für Bauwesen über.
Die Akten des Bezirksbauamtes wurden in den Jahren 1960 bis 1989 an das Verwaltungsarchiv des Magistrats abgegeben.

Enthält:
Bezirksbaudirektor: Zusammenarbeit mit der Bezirksleitung der SED.- Referate und Berichte.- Arbeitsberatungen mit dem Ministerium für Bauwesen der DDR.- Einrichtung der Zentralen Poliklinik der Bauarbeiter.- Eingabenanalysen.- Führungskonzeptionen.- Öffentlichkeitsarbeit.- Intensivierungskonzeptionen.- Einführung der 40-Stunden-Woche.- Auszeichnungen.- Arbeitsplanung, Beratungen und Dienstbesprechungen.- Haushaltspläne.- Kader und Bildung.- Ständige Kommission Bauwesen.- Generalbebauungsplan (Baulandgesetz, Flächennutzungspläne, Generalplanung).- Planung und Planerfüllung (Rechenschaftslegungen, Investitionen, Erfüllungsberichte).
Bauwirtschaft: Direktiven für die Berliner Bauindustrie.- Planerfüllung.- Grundsatzberatungen bei Volkseigenen Betrieben des Bauwesens.- Analysen, Gründung des VEB Kombinat Komplexe Modernisierung.- Geschäftsberichte.- Umwandlung von Firmen mit staatlicher Beteiligung in volkseigene Betriebe.- Aufbau des Stadtzentrums (Bebauung, Verkehrsplanung, Ideenwettbewerb, Denkmalpflege, Gutachten, Abrisskonzeptionen, Gestaltung des Ehrenmals Unter den Linden).- Stalinallee (Aufbau des Kinos, Industrielles Bauen, Öffentlichkeitsarbeit).- Neubau des Stadtbezirks Marzahn (Vorlagen, Informationen, Maßnahmen).
Wohnungsbau/Rekonstruktion: Nationales Aufbauwerk (NAW).- Ausstattungsstandards.- Wohnsubstanzerhaltung.- Komplexe Wohnungsbaugebiete.- Grün- und Freiflächengestaltung.
Gesellschaftsbau: Restaurierung von Kirchen und Gemeindehäusern.- Rekonstruktion der Charité.- Ausbau des Krankenhauses Köpenick.
Tiefbau: Neubau der Start- und Landebahn des Flughafens Schönefeld.- Autobahnzubringer Pankow-Rostock.- Tiefbrunnen.
Berlin-Einsatz: Einsatz der Baubetriebe aus den Bezirken der DDR.- FDJ-Initiative.- Unterbringung der Bauarbeiter.
Wissenschaft und Technik.
Planung und Ökonomie: Industriepreisreform.- Großblockbauweise.- Wohnraumwerterhaltung.

Umfang:
339 [AE] 7.50 [lfm] ; unerschlossen: 159.90 [lfm]

Laufzeit:
1954 -

Benutzung:
Datenbank, Findbuch, Ablieferungslisten

Verweise:
-> LAB C Rep. 127 Magistrat von Berlin, Abteilung Aufbau
-> LAB C Rep. 640 VVB Bau und Baustoffe
-> Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) Erkner, Sammlung Dorothea Tscheschner

Literatur:
-> Behr, Adalbert: Bauen in Berlin 1973-1987, hrsg. von Ehrhardt Gißke, Leipzig 1987.
-> Bierschenk, Edith: Der planmäßige Städtebau in der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, 1951 bis 1966. In: Beiträge, Dokumente, Informationen. Schriftenreihe des Stadtarchivs Berlin, 4. Jg. (1967), Heft 1, S. 45-74.
-> Dies.: Chronik des Baugeschehens der Hauptstadt der DDR, Berlin, in den Jahren 1966 bis 1973. In: Beiträge, Dokumente, Informationen. Schriftenreihe des Stadtarchivs Berlin, 10. Jg. (1974), Heft 2, S. 71-141.
-> Bolduan, Dieter; Dziadek, Siegfried: Die Hauptstadt und ihre Bauleute - Eine Chronik des Berliner Bauwesens, hrsg. vom Bezirksbauamt beim Magistrat von Groß-Berlin, Berlin 1969.
-> Gißke, Ehrhardt: Bauen - mein Leben, Berlin 1988.